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Internationaler Herkunftsversuch mit Buchen und Tannen

Heimische Baumarten ja, aber aus anderen Ländern - wie geht das?

Es ist beruhigend, dass in der Forstwissenschaft die Meinung vorherrscht, dass unsere heimischen Baumarten aufgrund vieler Anpassungsmöglichkeiten dem Klimawandel durchaus gewachsen sind. 

Es wird also bei Eichen und Buchen bleiben, Pinien und Palmen sind auch für die Zukunft nicht angesagt. 

Fichte und Kiefer werden deutlich an Fläche verlieren, Mischwälder werden zunehmen, kurz die Baumartenzusammensetzung und Verteilung macht unsere Wälder hoffentlich widerstandsfähiger.

Unterstützte Wanderung

Dazu richtet sich der Blick der Forschung auch auf die südlichen Vorkommen unserer heimischen Baumarten. Dortige Herkünfte haben sich über Jahrtausende an andere, wärmere und trockenere Bedingungen angepasst und könnten mit der Verschiebung der Klimazonen auch bei uns eine Rolle spielen. Die „assistierte Migration“, d. h. die vom Menschen unterstützte Umsiedlung von Individuen an einen neuen Standort, wird zunehmend ins Auge gefasst, um die natürliche Migration von Waldbaumarten zu beschleunigen, da diese dem schnellen Klimawandel hinterherhinkt.

Europaweite Waldgärten mit Tannen und Buchen als Bürger-Versuch der Schweizer Waldforschungsanstalt (WSL)

Die wichtigen Baumarten Buche und Tanne werden untersucht. „Wir wollen das gesamte genetische Erbe der Arten testen“ formuliert Dr. Csilléry von der WSL das Ziel.  Dafür erntete die Forschungsanstalt im Jahr 2022 von Spanien bis in den Iran und von Kalabrien bis Norddeutschland, ausgesuchte Herkünfte von Tannen und von Buchen (Karte).

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Die Waldgärten

Die Aussaat erfolgte im Winter 2023/2024 europaweit in 314  Mikrogärten durch Freiwillige, vor allem Förster und Waldbesitzer. Der bürgerwissenschaftliche Ansatz ist in der Waldforschung ziemlich einmalig. Auch ich meldete meine Teilnahme mit meinem kleinen Privatwald im Landkreis Nienburg an. Mit viel Enthusiasmus und zeitlichem Aufwand bereitete jeder Teilnehmer einhundert Saatplätze in seinem Wald vor.  Dort wurden auf jedem Platz je zwanzig Tannensamen oder Bucheckern ausgesät und mit einer Drahthaube gegen Mäuse und Wildfraß geschützt.

Ab April 2024 wurde es spannend. Alle Teilnehmer waren jetzt gefordert wöchentlich, später in längeren Intervallen, die Keim- und Wuchserfolge in jedem der einhundert Körbe per Handy-App zu dokumentieren und direkt ans Forschungsteam  weiterzuleiten.  Die Tannensamen aus den rumänischen Karpaten keimten bereits Anfang März , die anderen Herkünfte dagegen erst im April. Faszinierend, sich vorzustellen, dass aus den zarten Keimlingen meterdicke, 30 bis 50 Meter hohe Bäume werden können.

Warum Bürger-Wissenschaft?

Hinter dem Projekt steckt eine logistische Meisterleistung. Über 30.000 Schutzgitter und ebenso viele genau bezeichnete Saatgut-Tütchen mit jeweils exakt abgezählt zwanzig Samen wurden an die über dreihundert Teilnehmer zur Aussaat versandt. Diese investierten zusammen geschätzt mindesten fünfzehntausend Arbeitsstunden in Aussaat und Schutz und regelmäßiges Monitoring im ersten Jahr. Hier wird der Sinn eines Bürgerwissenschafts-Projektes deutlich, denn so ein Versuch ließe sich europaweit kaum mit angestelltem Personal realisieren. Kommuniziert wird in mehreren europäischen Sprachen. In Niedersachsen wurden zehn Versuchsgärten angelegt.

Verteilung der 314 Waldgärten in Europa.  Copyright «MyGardenOfTrees»

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Eigene Ergebnisse

Bis Ende August 2024 keimten die mir zugeteilten Samen wie oben abzulesen.

Das halte ich für meinen sandig-trockenen und nährstoffarm-sauren Kiefernwald schon mal für ein gutes Ergebnis. Die Samen der Orientbuchen waren nicht sehr keimfähig, daher das schlechte Ergebnis. Die Baumart selbst bleibt mit Blick auf den Klimawandel trotzdem interessant.
Mein Versuchsgarten hat die Nr. 31. Die Ergebnisse können hier nachverfolgt werden.