Die Kratteichen
Naturschutzgebiet Eichenkratt Deblinghausen
Gute 500 Meter östlich des Sichtungswaldes - einfach den Sandweg über zwei Kreuzungen geradeaus durchgehen - findet sich das Naturschutzgebiet "Eichenkratt".
Die besondere Wuchsform beruht höchstwahrscheinlich aus einem ständigen Viehverbiß in historischer Zeit, aus dem sich dann mühsam ein mehrstämmiger Eichenbaum entwickelte.
Zu allen Zeiten eine ganz eigene Stimmung.
Bei Frost oder Schnee, bei Nebelwetter oder mit Rauhreif, im Frühjahr mit frischem Blattaustrieb oder bei Sonnenaufgang ergeben sich immer neue Eindrücke. Mit geändertem Blickwinkel und mit etwas Phantasie entdeckt man auch mal magische Gestalten:
Bevor die Eichen Höhe erreichen konnten
unterlagen sie extremem Verbiß durch Weidevieh . Auch in meinem Sichtungswald zu beobachten, dass durch den ständigen Verbiß (Reh- und Damwild), die kleinen Eichen mehrstämmig , teils unterirdisch zu allen Seiten ausweichen, um zu überleben. Irgendwann gelingt der Start in die Höhe. Etwa wenn der Wild-/Weidedruck nachlässt oder wenn der Eichenbusch so breit ist, dass die mittigen Triebe nicht mehr abgefressen werden können.
Das Foto zeigt Eichenverbiss, der im Kleingatter nicht mehr möglich ist, sofort streben die Eichen in die Höhe:
Die Kratteichen II
Heide,
soweit das Auge reicht
Laut der Kurhann. Landesaufnahme von 1771 war der Bereich ab dem jetzigen Ortsrand bis etwa hinauf zum Januarsberg eine riesige Heidefläche. Der heutige Hof Müller kurz vor dem Lebensgarten, ist als Schäferei Graffholtz eingetragen.
Bis zum Eichenkratt waren es Luftlinie nur 1.800 Meter. Stellen wir uns die Schafe vor, die im Winter die nahrhaften Eichenknospen fressen und ab dem Frühjahr das frische Eichengrün. Jeder auf den Verbiss folgende Neuaustrieb wurde wieder gefressen usw. usf.
Das Rätsel des Eichenwuchses
Helfen konnte 2023 Baum-Professor Andreas Roloff von der Uni Dresden:
"wie es "der Zufall" so will, habe ich hier auf Bornholm (sind wir im Urlaub seit gestern) Unmengen genau solcher Eichen in allen Entwicklungsstadien gefunden und damit auch die Ursache der Erscheinung: ganz starker Verbiss durch Kühe, Schafe und Ziegen, der hier aktuell noch stattfindet. Wenn das der Fall ist, wächst die Eiche zunächst in der Krautschicht waagerecht am Boden in alle Richtungen und treibt auf immer größerer Fläche immer wieder aus, bis schließlich mal der "Durchbruch" durch vorübergehenden Wegfall der Beweidung eintritt und Stämmchen, schließlich Stämme daraus werden."
Das Naturschutzgebiet "Eichenkratt"
1993 wurde das Naturschutzgebiet auf 70.000 Quadratmetern eingerichtet.
Da ein Weg mitten durch das Gebiet führt, kann man die Bäume sehr gut erleben, ohne das Gebiet zu betreten.
Weitere Kratteichen stehen ohne Naturschutz-Stempel am nörlichen Waldrand oberhalb der Gasförderstation, die direkt an das NSG angrenzt.